Wie ich zum Radsport gekommen bin

Um die Frage zu beantworten, wie ich zu meinem Cyclo Cross Bike gekommen ist, muss ich die Frage beantworten, wie ich überhaupt zum Fahrradfahren gekommen bin. Tatsächlich habe ich keine langjährige Cycling Erfahrung nachzuweisen, war nicht jeden Sommer mit Daddy und den Geschwistern in den Alpen auf dem Rad unterwegs. Meine erste Berührung mit dem Radsport kam später, sehr viel später. Viel mehr noch, habe ich doch immer die Theorie verfolgt, dass man ab dem 5. Kilometer das Auto nehmen sollte, schließlich wurde es dafür erfunden. Rennradfahrer gehörten für mich auf den Radweg und nicht auf die Bundesstraße.

Unruhe und Verzweiflung treiben dich aus dem Haus

Das ist Vergangenheit. Und gefühlt ist es sehr viel weiter weg von meiner heutigen Einstellung zum Radsport als ich es in Kalendermonaten auszudrücken vermag. Es begann zu einer Zeit in der ich eine persönliche Krise durchlaufen habe. Ja, ich war ziemlich genau 30 Jahre alt, aber NEIN es war nicht die klassische 30er Crisis und der Frage nach dem Sinn des Lebens. Ausgelöst durch eine Trennung führten Wut und Trauer, Verzweiflung und der Wunsch nach Veränderung dazu, dass ich mit dem Laufen begann. Ich musste raus. Weg von dem Ort, der mit Emotionen toxisch aufgeladen war. Waren es zunächst noch wenige Kilometer wurden es von Woche zu Woche mehr und häufigere Runs. Bis ich schließlich im Herbst 2016 meinen ersten Halbmarathon gelaufen bin.

Ich merkte, dass sehr viel mehr Leistung in meinem Körper steckt, als ich bis dato abgerufen hatte, bedingt durch meinen Job und meine eigene Firma die mich an den Bürostuhl fesseln. Aber was tut man, wenn man ein Ziel wie den Halbmarathon erreicht hat? Weitermachen? Die Leistung steigern? Vielleicht einen vollen Marathon laufen? Den Iron Man als Nordstern, als Langzeitziel?

Ich bin Realist. Ich habe einen Job. Nein, ich habe vielmehr zwei oder drei Jobs. Und auch wenn diese nach meiner persönlichen Lebenskrise nicht mehr den Raum bekommen, den sie einmal genossen hatten, weiß ich was ich kann und will. Und ein weiteres Extrem wollte ich in meinem Leben nicht mehr haben.

Ein Vorbild und eine glückliche Begebenheit

Dass ich meinen Laufsport um den Radsport ausgedehnt habe, verdanke ich in Summe einer Begebenheit und einem Vorbild. Das Vorbild ist dabei mein Schwager. Ein fürsorglicher Familienvater, der alles was er an Zeit und Verdienst zur Verfügung hat in seine Familie investiert. Als Ausgleich und Ruhepol fand er dabei das Rennrad für sich. Momente, in denen er dem Alltag entfliehen kann, Zeit für sich hat und Ziele weit hinter dem Horizont ansteuert – immer in kürzester Zeit um zügig wieder seinen Verpflichtungen als Vater, Ehemann und Berufstätiger nachzukommen. Und so sehr ich ihn dafür bewundere, macht eben eine Person noch nicht „sattelfest“.

Eine glückliche Begebenheit entzündete bei mir letztlich den Funken, den es brauchte. Vor einigen Jahren besuchte ich einen Freund in Hamburg. Einen radsportaffinen wohl gemerkt, dies ist entscheidend für diese Geschichte 😉
Zu dritt erkundeten wir Hamburg, mussten dies aber nicht zu Fuß machen, denn unser Gastgeber hatte einen Hamburger Großstadtkeller voller Renn- bzw. Crossrennräder. Binnen eines Tages erlebten wir eine Stadtführung der besonderen Art. Nicht nur, dass wir einen ortskundigen Stadtführer in seiner Person hatten, er wusste wie man sich mit dem Rad optimal durch Hamburg bewegt. Eine unvergessliche Tour auf der ich das Rad für mich entdeckte. Denn zum ersten Mal saß ich nicht auf einem Mountainbike das ich aufgrund einer völlig falschen Beratung vor vielen Jahren gekauft hatte. Versteht mich nicht falsch, ich habe nichts gegen Mountainbikes, wenn sie denn ihrem Zweck zugeführt werden, dem Befahren abseits der Radwege in unwegsamen Terrain. Nein, ich saß auf einem Rad das Strecke zurücklegte, wenn man in die Pedale trat. Eine wirklich neue Erfahrung für mich. 🙂

Wenn man in eine Situation kommt, die einen völlig aus der Bahn wirft, sollte man dies als Chance sehen. Du kannst dich gehen lassen und daran zugrunde gehen. Du kannst aber auch dein Leben anpacken, hinterfragen ob es eigentlich das ist, was du dir einmal gewünscht hast. Und es verändern. Zu deinem Besten.
Heute nutze ich gerne freie Stunden, das Rad herauszuholen. Und aus Streckenkilometern kam der Fable zu Höhenmetern, aber das ist wieder eine eigene Geschichte 😉

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